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1080, die wenigen Vögel und Bildung für eine belebbare Umwelt


Merkwürdig – auf unseren vielen Wanderungen durch die Wälder der Nordinsel waren immer nur einzelne Vögel zu hören. Auch dabei, und auch zu sehen, der symphatische Fantail - zu Deutsch nicht so romantisch: Neuseelandfächerschwanz. Waren wir zu spät aufgestanden? Liegt es an der Jahreszeit? Oder gibt es einfach so wenige?

Der verschwunde Vogelchor


Geoff bestätigt, dass letzteres zutrifft. Er lebt seit einem halben Jahrhundert auf dem Gelände der Farm, die er von seinem Vatergeerbt hat. Diese liegt ganz in der Nähe der Hunoa Falls, eine knappe Autostunde von Auckland entfernt. Zusammen mit Lynn bieten sie für Wohnmobile Standplätze und ein paar Cabins, kleine Hütten, wunderbar eingerichtet zum Übernachten. Darüber hinaus gibt es einige Attraktionen, zum Beispiel den Bogenschiessstand.
Er erzählt: In seiner Kindheit war der Vogelchor so laut, dass man die Melkmaschinen nicht hören konnte. Wenn man durch den Wald ging, war man von Dutzenden Vögeln umgeben. Sie freuten sich darüber, dass man mit den Schuhen den Waldboden aufgelockert hat. Dann konnten sie sich über die aufgescheuchten Insekten her machen.

Zwei vertrackte Erklärungen 

Und was ist die Erklärung für das Verschwinden des Vogelchors? Dafür gibt es zwei, die eng miteinander zusammenhängen. Wie schwierig es ist, für die Umweltbildung eine sichere Wissensgrundlage zu bieten! Hervorragend der Beitrag 1080 usage in New Zealand
im englischsprachigen Wikipedia.

1080 rettet die Vögel

Die schon von den Maori, dann von Siedlern und aus Australien eingeführten »Raubtiere« (pazifische Ratte, Possum, Hermelin…), aber auch die Igel dezimieren die Vögel. Sei es, dass sie ihre Eier vertilgen oder sei es, dass sie ihnen die Insekten wegfressen. Um dem beizukommen gibt es in den Wäldern neben tödlichen Fallen und Schussgeräten auch das unter der Bezeichnung 1080-Gift eingesetzte Natriumfluoracetat. Es wirkt auf Säugetiere (und bei hohen Dosen auch auf den Menschen) tödlich. Das Gift wird seit Jahrzehnten in Neuseeland in die Wälder ausgebracht, zum Beispiel von Flugzeugen abgeworfen. Bis 2040 sollen diese Schädlinge komplett ausgerottet sein.

1080 bringt die Vögel um

1080 – obwohl primär auf Säuger wirkend – dezimiert auch die Insekten , und bringt dadurch und auf komplexe Art und Weise über Nahrungsketten letztlich auch die Vögel um. Und es gefährdet Menschen – einige behaupten, zum Beispiel über Verunreinigungen von Bienen-Honig.

Bildung gegen Vogelsterben?

Geoff und Lynn, die mit ihrer Firma Rockup mobile Spiel-und Spaß-Veranstaltungen besonders für Schulen anbieten, wollen in den nächsten Jahren daher die Umweltbildung zusammen mit Outdoor-Aktivitäten verstärken. Schon heute ist es möglich, als Freiwillige in Workcamps daran mitzuarbeiten
Was einem klar wird: Neuseeland bietet gar keine natürliche Umwelt. Obwohl vieles Busch und inzwischen auch wieder Wald ist, müssen die Menschen massiv eingreifen, um ein künstliches Gleichgewicht zu schaffen. Der Urzustand ist nicht herstellbar und die Zivilisation ist dazu verurteilt, die Umwelt mit viel Geld und unkalkulierbaren Nebenfolgen zu managen. Das ist irgendwie ernüchternd, macht auf der anderen Seite nachvollziehbar, dass es uns mit der ganzen Erde nicht anders geht.




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