Direkt zum Hauptbereich

Wolfgang in der Lerngrube (Lehrerweiterbildung)

Die ca. 80 Lehrerinnen und Lehrer des Selwyn College haben sich auch diese Woche mittwochmorgens um 8:20 Uhr zur schulinternen Weiterbildung getroffen. Da es einige neue Lehrpersonen gibt, steht wieder auf dem Programm: Wie arbeiten wir mit unseren Werkzeugen, um die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, das Lernen zu lernen? Mit dem  Selwise-Ansatz:

Gleich geht es los

Jonglieren als Beispiel für die SOLO-Taxonomie

Egal was man lernt, unterschieden werden 0 plus 3 Niveaus, in Anlehnung an das Surfen (siehe Blogeintrag Digital denn schon).

Wie kann man erlebbar machen, was Schülerinnen und Schüler fühlen und denken, wenn sie auf dem unteren Niveau anfangen? Und wie kann man für sich selbst zeigen, dass man das Lernen gelernt hat?
Eine "einfache" Aufgabe aus dem Bereich "Hände-Augen-Koordination": Jongliere mit drei Bällen. Die Null plus drei Niveaus:

In der Lerngrube
  • 0 - Ich stecke in der Lerngrube fest: (ich finde keinen Anfang, komme nicht weiter, will aufgeben)
  • 1 - Erreicht: Ich jongliere im Wechsel zwischen linker und rechter Hand zwei Bälle für mindestens 10 Sekunden
  • 2 - Gut: Ich jongliere im Wechsel zwischen linker und rechter Hand drei Bälle für mindestens 10 Sekunden
  • 3 - Exzellent: Ich jongliere im Wechsel zwischen linker und rechter Hand drei unterschiedlich grosse Bälle für mindestens 10 Sekunden 

Mit gleichen Wörtern über das Lernen nachdenken und sprechen


Auf dem Weg zu Level 1
Nach dem Ausprobieren geht es darum, im  Lernportfolio - genau so, wie es die Jugendlichen machen - festzuhalten (Kurs: Bewegung und Gesundheit):
  1. Was ist bei meinen Versuchen passiert, und wie erkläre ich mir das?
  2. Was sind meine nächsten Schritte?
Zu 1 zum Beispiel:
Muss immer wieder neu anfangen. Kann Bälle hochwerfen, auch oft beide wieder fangen, aber kein fliessender Wechsel, kein Zirkulieren der Bälle. Ich kann nicht wirklich identifizieren, wie ich es machen muss, damit ich Level 1 als einfache Prozedur beherrsche. Nur mit selber probieren komme ich nicht weiter.

Zu 2 zum Beispiel:
Ich kommuniziere mit Fortgeschrittenen darüber, bitte jemanden, der es wirklich kann, es mir vorzumachen. Ich stelle mich neben ihn, und mache kleine  Schritte nach. Vielleicht kann sie/er mir auch noch Vorübungen zeigen, die helfen, meine Hände und Augen so zu kombinieren, dass ich sicher auf Level 1 bin. 

Wichtig ist, dass alle Lehrpersonen (und dann auch ihre Lernenden) die gleichen Wörter benutzen, wenn sie über das Lernen lernen sprechen (Schlüsselwörter  sind in den Beispielsätzen unterstrichen)

Dahinter steht die in Neuseeland aber auch in vielen anderen englischsprachigen Ländern verbreitete SOLO-Taxonomie. Sie soll das "tiefe Lernen" ermöglichen. Wer es ganz schnell verstehen will, und dabei gerne Scones isst, dem sei empfohlen: Solo-Taxonomie: eine Einführung für Kinder.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Muss lernen Spass machen? (Stonefields V)

Soll Lernen immer Spaß machen. Darf es das überhaupt? Um diese beiden (Schein-) Alternativen werden in den Nutzer-Kommentaren der ‚Sozialen‘ und Massenmedien sowie auflagenstarken Erziehungsratgebern erbitterte Wortgefechte ausgetragen. Feststecken als Normalfall Wir kennen es aus eigener Erfahrung: Wenn wir mit einer neuen, womöglich zunächst völlig überforderndes Anforderung konfrontiert sind (zum Beispiel als Windows-Nutzer mit einem Apple Macintosh arbeiten und umgekehrt), dann geht es uns nicht gut. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit macht sich im Körper breit. Vielleicht suchen wir nach Wegen auszuweichen (erst einmal Bildschirm putzen). Oder wir werden aggressiv. Wirklich schlecht für das Lernen ist, wenn die Lernenden in solchen Situationen immer wieder Angst entwickeln. Bei mir war das im Lateinunterricht so: Sah ich eine Frage des Lehrers kommen, stellten sich meine Haare buchstäblich zu Berge. Repressive Erziehungsansätze setzen auf Angst. Doch wir wissen au...

Bildungssystem bei Dauerregen

SIEBZIG mm Tages-Niederschlag, 23 Grad Celsius; 100% Luftfeuchtigkeit. Also Blog weiterschreiben. Die Website des NZ-Bildungsministeriums zeigt immer eine Übersicht über die Bildungsstufen. Das Schulsystem ist schnell erklärt, denn alles ist ja landesweit zentral und übersichtlich gerahmt. Kinder und Jugendliche gehen im Alter von ca. 5 bis ca. 19 Jahren in die Schule (Schulpflicht 6 bis 16). Die Primarschule umfasst Klassen 1 bis 6; die Mittelschule ist entweder darin integriert oder umfasst die Klassen 7 und 8;   und die Sekundarschulen gehen dann von der 9. bis 13. Klasse. Die Sekundarschulen werden „High School“ oder „College“ genannt, In Auckland auch „Grammar School“. 85 % der Schulen sind staatlich, 10 % halbstaatlich, und lediglich 5 % sind privat. Letztere nehmen ein Schulgeld von nicht selten 20.000 neuseeländischen Dollars (NZ$) und mehr; die "state integrated schools“ kosten ca. 1.500 NZ $. Für alle Schulen wird immer wieder festgelegt, wie die sozioöko...