Direkt zum Hauptbereich

Stonefields - das Summerhill der 2020er Jahre? (Teil I)

In Summerhill bin ich nie gewesen, in Stonefields leider nur einen halben Tag.  Ich denke, ich wäre in beide Schulen gerne gegangen  - wahrscheinlich würde ich lieber in Stonefields arbeiten.

Leitstern der demokratischen Schule

Summerhill,  die seit den 1960ern weltbekannte Schule an der englischen Ostküste, wurde einmal bei Dresden gegründet. Die Privatschule feiert 2021 ihren 100. Geburtstag. Besonderheit ist, das die Schülerinnen und Schüler die Schule steuern, und dass alle für sich entscheiden, an welchem Unterricht und wie oft sie teilnehmen.
Das neuerlich für unabhängige Schulen zuständige Independent School Inspectorate berichtet 2016 ähnlich: Gute Leistungen in den Fächern (abgesehen von Mathematik), exzellente persönliche Entwicklung.

"Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein starkes Selbstbewusstsein und ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit, selbstständig und unabhängig zu sein. Die meisten haben ein klares Verständnis dafür, wie sie ihr Lernen verbessern können." (S. 5).

Nistplatz der Lernexperten/-innen

Schulgarten im Herbst
Stonefields ist ein 2006  verdichtet geplanter und nun weitgehend fertig gebauter Stadtteil im zentralen Südosten Aucklands. Er liegt am Fusse des vulkanischen Mount Wellington. Die Maori nutzten vor langer Zeit warme Steine, um ihren Gartenpflanzen beim Gedeihen zu helfen.
Eine der Nationalitäten
Mitten in der Siedlung für gegenwärtig ca. 3.500 Bewohnende (bald werden es ca. 6.000 sein) übernimmt nun die öffentliche Stonefields-Schule diese Aufgabe für die Nachwachsenden.

2011 hat sie mit 70 Schülerinnen und Schülern gestartet (so viele, wie Summerhill besuchen). Heute liegt die Zahl der in den Klassen 1-8 Lernenden schon bei über 600.
Der Bericht des Educational Review Office von 2015 stellt heraus, dass die Schule in Mathematik und Erstsprache eine starke Basis legt. Auch fördere die gemeinsame Entscheidungsfindung von Schülern, Lehrpersonen und Familien das ausgeprägte Gefühl der Zugehörigkeit.


"Die Schüler entwickeln ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen, um ihr Lernen zu gestalten.... Die Lernenden zeigen großes Interesse und Begeisterung für ihr Lernen. Sie arbeiten vertrauensvoll zusammen. ... Das Curriculum ist lernerzentriert und auf Stärken ausgerichtet. Es ist flexibel und anpassungsfähig und reagiert innovativ auf Lerninteressen. Die Lernenden wissen, was zu tun ist und wie sie handeln müssen, um Lernherausforderungen zu meistern." 

Schülerinnen und Schüler entwickeln eine ausgeprägte Expertise für das Lernen. Sie können zunehmend erklären, wie sie Lernen, und sie können bewusst aus einem angeeigneten Set von Strategien wählen, um auch beim Fall in die Lerngrube voranzukommen (s.a. den Blog vom 28.3.2018)

Ähnliche Ziele - Verschiedene Wege

Beide Schulen verfolgen ganz ähnliche Ziele, was die persönliche Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler betrifft. Die Berichte der Schulinspektionen zeigen, dass sie diese auch in hohem Masse erreichen. 
Sie setzen an ganz unterschiedlichen Punkten an - einmal geht es über die demokratische Entscheidungsfindung, zum anderen über die Stärkung der Lernexpertise. Wie das in Stonefields geschieht, dazu in den nächsten Blogs mehr.

Sommerville in Stonefields

Die Sommerville School bietet Bildung und Betreuung für ca. 250 Lernende mit komplexen sozialen, körperlichen und pädagogischen Bedürfnissen. Sie richtet sich an Kinder ab der 1. Klasse und Jugendliche bis zu ihrem 21. Lebensjahr. Um die Wege zum Schulort kurz zu halten, gibt es 15 Satelitenklassen in anderen Schulen. Eine davon mitten in der Stonefields-Schule.

➽ weiter zu Stonefields Teil II






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Muss lernen Spass machen? (Stonefields V)

Soll Lernen immer Spaß machen. Darf es das überhaupt? Um diese beiden (Schein-) Alternativen werden in den Nutzer-Kommentaren der ‚Sozialen‘ und Massenmedien sowie auflagenstarken Erziehungsratgebern erbitterte Wortgefechte ausgetragen. Feststecken als Normalfall Wir kennen es aus eigener Erfahrung: Wenn wir mit einer neuen, womöglich zunächst völlig überforderndes Anforderung konfrontiert sind (zum Beispiel als Windows-Nutzer mit einem Apple Macintosh arbeiten und umgekehrt), dann geht es uns nicht gut. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit macht sich im Körper breit. Vielleicht suchen wir nach Wegen auszuweichen (erst einmal Bildschirm putzen). Oder wir werden aggressiv. Wirklich schlecht für das Lernen ist, wenn die Lernenden in solchen Situationen immer wieder Angst entwickeln. Bei mir war das im Lateinunterricht so: Sah ich eine Frage des Lehrers kommen, stellten sich meine Haare buchstäblich zu Berge. Repressive Erziehungsansätze setzen auf Angst. Doch wir wissen au...

Wolfgang in der Lerngrube (Lehrerweiterbildung)

Die ca. 80 Lehrerinnen und Lehrer des Selwyn College haben sich auch diese Woche mittwochmorgens um 8:20 Uhr zur schulinternen Weiterbildung getroffen. Da es einige neue Lehrpersonen gibt, steht wieder auf dem Programm: Wie arbeiten wir mit unseren Werkzeugen, um die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, das Lernen zu lernen? Mit dem  Selwise-Ansatz: Gleich geht es los Jonglieren als Beispiel für die SOLO-Taxonomie Egal was man lernt, unterschieden werden 0 plus 3 Niveaus, in Anlehnung an das Surfen (siehe Blogeintrag Digital denn schon ). Wie kann man erlebbar machen, was Schülerinnen und Schüler fühlen und denken, wenn sie auf dem unteren Niveau anfangen? Und wie kann man für sich selbst zeigen, dass man das Lernen gelernt hat? Eine "einfache" Aufgabe aus dem Bereich "Hände-Augen-Koordination": Jongliere mit drei Bällen. Die Null plus drei Niveaus: In der Lerngrube 0 - Ich stecke in der Lerngrube fest: (ich finde keinen Anfang, komme nicht we...

Selwyn College - eine Schule arbeitet sich nach Vorne

Mein Interesse an neuseeländische ist auch durch Sheryll Ofner ausgelöst. Sheryll hat uns im Mai 2017 an der PH am Campus Brugg-Windisch besucht. Das lief sehr spontan, von einem auf den anderen Tag. Und sie hat einen Vortrag gehalten, der mich neugierig gemacht hat. Sheryll ist seit ca. 10 Jahren Schulleiterin des SelwynCollege . Die öffentlichen Sekundarschule liegt in Aucklands Vorort Kohimarama . Mit einem nicht allzu hohen Dezil ist sie nicht auf Rosen gebettet (Sheryll mag es nicht, wenn man das Dezil nennt - ich lasse es daher weg). Damals bestanden lediglich ca. 40% der 700 Lernenden dasLevel 1 (von 3) der NCEA-Abschlussprüfungen (Grundanforderungen). Seit einigen Jahren liegt diese Zahl konstant bei über 90% der inzwischen weit über 1.000 Schülerinnen und Schüler.  Zentrales Hilfsmittel dafür ist ein E-Portfolio. Es ist auf den kompetenzorientieren nationalen Lehrplan abgestimmt. Es legt für drei Kompetenzniveaus die gewünschten Lernergebnisse sowie Erfolg...