Direkt zum Hauptbereich

Kreatives Schreiben auf Englisch




Michelle Wilkinson unterrichtet Englisch in eine 9. Klasse am Selwyn College (siehe Blog-Beitrag vom 24. 2. 2018). Ihre ca. 24 Schülerinnen und Schüler haben vor wenigen Wochen auf die High-School gewechselt. Es geht in der Stunde um das Erarbeiten von Kriterien für kreatives Schreiben. Wie müssen solche Texte verfasst sein?

Laptops im Unterricht - selbstverständlich


Die Lernenden haben alle ihre Laptops gestartet. Eine Selbstverstädnlichkeit nicht nur an dieser High-School (siehe Blog-Beitrag vom 26. 2. 2018).Auf dem Schulserver  finden sie Materialien dazu, woran man kreativ geschriebene Texte erkennt. In der Einzel- und der Gruppenarbeit werden die Laptops genutzt. Wenn im Plenum ausgewertet wird, gibt Frau Wilkinson ein Signal und die Bildschirme werden nach unten geklappt.
Michelle Wilkinson sucht Augenkontakt zu den Lernenden. Rechts hinter ihr an der Wand die immer wiederkehrenden Symbole und Begriffe, die den Selwise-Weg des Lernens ausmachen

Aufgabe und Lösungen

Sie teilt auf einem A3-Blatt eine kurze Schilderung aus. Überschrift  „My grandfather wears slippers“ (siehe das Foto weiter unten)
Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Aufgabe zu bewerten, inwiefern dieser Text den Kriterien für kreatives Schreiben entspricht. Zuerst tauschen sich die Lernenden 2 Minuten dazu aus, wie sie die Kriterien verstehen. Dann lesen sie den Text allein, markieren, machen Anmerkungen usw. Sie können sich auch weiter besprechen.
Für mich frappierend war, wie viel Unterschiedliches die einzelnen in dieser Phase herausgearbeitet haben. Überall waren Anmerkungen, Farben usw. zu sehen. Beim Herumgehen konnte man innerhalb einiger Sekunden erfassen, worauf sie jeweils  den Schwerpunkt gelegt hatten.

Nun kommt die erste Auswertung im Plenum: Lernende zeigen auf, machen erste Kommentare: „Überschrift  hat nichts mit dem Inhalt zu tun“.  „Keine Struktur; Kein Schluss“ usw.
Beispiel für eine Lösung

Nachdenken über das Lösen

Danach findet 10 Minuten lang ein  Austausch in 2er- bis 4er-Gruppen statt. Sie sollen herausarbeiten, wo der Text auf der Oberfläche bleibt (surface), und wo er Tiefe zeigt (deep). Dazu gibt es wieder  Hilfen. Die Fragewörter unter der Tafel ( auf Bild 1) geben Anregungen.

Lautstärke in der Klasse einpegeln

Mit Ihrem Signal-Plakat gibt Frau Wilkinson an, welche Lautstärke sie in der jeweiligen Arbeitsphase erwartet. Der Pfeil steht während der Gruppenarbeit auf 1-Whisper - softly/quietly.

Zwei Gruppen berichten anschliessend über ihre Ergebnisse. Gemeinsam wird herausgearbeitet, dass es beim kreativen Schreiben um das Informale geht: Die persönliche Note.


Abschliessend füllen alle für sich auf dem Laptop einen Selbsteinschätzungsbogen aus: Wie gut kann ich in meiner Muttersprache Englisch  die verschiedenen Anforderungen an gute Texte erfüllen (English skills self evaluation; im Foto mit dem Lösungsbeispiel links oben zu erkennen). Wieder findet man die vier Stufen der Kompetenzentwicklung wieder: Wipe out (streich es durch) - stand (stehe sicher auf dem Surfbrett) - surf (surfe auf den Wellen) - soar (fliege über dem Wasser).

Abschluss der Stunde

Michelle Wilkinson fasst zusammen: „Ihr hat das jetzt das erste Mal in meinem Unterricht gemacht. Wir werden gemeinsam daran weiterarbeiten. Es geht mir darum, dass ihr darüber nachdenken und sprechen könnt, was gute englische Texte ausmacht. Und wie ihr das immer besser lernt. Wir nennen das ‚Metakognition‘.
Am Schluss sammelt Frau Wilkinson die A3-Blätter mit den bearbeiteten Aufgaben ein (Namen werden noch drauf geschrieben). Und sie bittet die Lernenden, ihre Selbsteinschätzungsbögen abzuspeichern. Diese wird sie sich später ansehen.

Mein Resumee

Das war eine interessante Stunde für mich. Allein schon als jemand, für den Englisch eine Fremdsprache ist, zu sehen, was 15-Jährige in einer kurzen Stunde herausarbeiten können. Das hat mich beeindruckt. Ein weiterer Punkt ist die selbstverständliche Nutzung der Laptops im Unterricht. Und, wie die Lehrerein das im Klassenmanagement routiniert einbaut. Ins Grüblen gebracht hat mich, dass sie nun noch einiges an Arbeit am Schreibtisch (A3-Blätter) und am eigenen Laptop (Selbsteinschätzungsbögen) zu erledigen hat. Ob man die Schülerdateien genau so effizient auswerten kann, wie die A3-Blätter? Was bedeutet das für ihre Arbeitsbelastung ? Jedenfalls kann man auch da sicher einiges von Frau Wilkinson lernen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Muss lernen Spass machen? (Stonefields V)

Soll Lernen immer Spaß machen. Darf es das überhaupt? Um diese beiden (Schein-) Alternativen werden in den Nutzer-Kommentaren der ‚Sozialen‘ und Massenmedien sowie auflagenstarken Erziehungsratgebern erbitterte Wortgefechte ausgetragen. Feststecken als Normalfall Wir kennen es aus eigener Erfahrung: Wenn wir mit einer neuen, womöglich zunächst völlig überforderndes Anforderung konfrontiert sind (zum Beispiel als Windows-Nutzer mit einem Apple Macintosh arbeiten und umgekehrt), dann geht es uns nicht gut. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit macht sich im Körper breit. Vielleicht suchen wir nach Wegen auszuweichen (erst einmal Bildschirm putzen). Oder wir werden aggressiv. Wirklich schlecht für das Lernen ist, wenn die Lernenden in solchen Situationen immer wieder Angst entwickeln. Bei mir war das im Lateinunterricht so: Sah ich eine Frage des Lehrers kommen, stellten sich meine Haare buchstäblich zu Berge. Repressive Erziehungsansätze setzen auf Angst. Doch wir wissen au...

Wolfgang in der Lerngrube (Lehrerweiterbildung)

Die ca. 80 Lehrerinnen und Lehrer des Selwyn College haben sich auch diese Woche mittwochmorgens um 8:20 Uhr zur schulinternen Weiterbildung getroffen. Da es einige neue Lehrpersonen gibt, steht wieder auf dem Programm: Wie arbeiten wir mit unseren Werkzeugen, um die Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, das Lernen zu lernen? Mit dem  Selwise-Ansatz: Gleich geht es los Jonglieren als Beispiel für die SOLO-Taxonomie Egal was man lernt, unterschieden werden 0 plus 3 Niveaus, in Anlehnung an das Surfen (siehe Blogeintrag Digital denn schon ). Wie kann man erlebbar machen, was Schülerinnen und Schüler fühlen und denken, wenn sie auf dem unteren Niveau anfangen? Und wie kann man für sich selbst zeigen, dass man das Lernen gelernt hat? Eine "einfache" Aufgabe aus dem Bereich "Hände-Augen-Koordination": Jongliere mit drei Bällen. Die Null plus drei Niveaus: In der Lerngrube 0 - Ich stecke in der Lerngrube fest: (ich finde keinen Anfang, komme nicht we...

Bildungssystem bei Dauerregen

SIEBZIG mm Tages-Niederschlag, 23 Grad Celsius; 100% Luftfeuchtigkeit. Also Blog weiterschreiben. Die Website des NZ-Bildungsministeriums zeigt immer eine Übersicht über die Bildungsstufen. Das Schulsystem ist schnell erklärt, denn alles ist ja landesweit zentral und übersichtlich gerahmt. Kinder und Jugendliche gehen im Alter von ca. 5 bis ca. 19 Jahren in die Schule (Schulpflicht 6 bis 16). Die Primarschule umfasst Klassen 1 bis 6; die Mittelschule ist entweder darin integriert oder umfasst die Klassen 7 und 8;   und die Sekundarschulen gehen dann von der 9. bis 13. Klasse. Die Sekundarschulen werden „High School“ oder „College“ genannt, In Auckland auch „Grammar School“. 85 % der Schulen sind staatlich, 10 % halbstaatlich, und lediglich 5 % sind privat. Letztere nehmen ein Schulgeld von nicht selten 20.000 neuseeländischen Dollars (NZ$) und mehr; die "state integrated schools“ kosten ca. 1.500 NZ $. Für alle Schulen wird immer wieder festgelegt, wie die sozioöko...